St. Galler Globus
Während des Toggenburger Krieges im Jahr 1712 wurde der St. Galler Globus als Kriegsbeute nach Zürich verbracht. Im Jahr 2006 kam es zu einer Vereinbarung zwischen den Kantonen Zürich und St. Gallen, dass der Globus im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich verbleiben sollte. Als Gegenleistung musste Zürich für St. Gallen eine originalgetreue Kopie des Globus anfertigen. Bei der Übergabe dieser Replik wurde ein Memorandum of Understanding zwischen dem Landesmuseum, der Stiftsbibliothek St. Gallen und der Zentralbibliothek Zürich unterzeichnet. Dieses Memorandum hatte das Ziel, eine webbasierte Version des Globus zu erstellen.
Im Verlauf der Replikationsarbeiten am St. Galler Globus wurde die Oberfläche der Kugel digital erfasst und fotografiert. In den nachfolgenden Jahren entstanden weitere Bilddaten, und es wurden viele Analysen durchgeführt, die einige revolutionäre Entdeckungen zur Folge hatten. Insbesondere durch radiographische und infrarotreflektographische Untersuchungen kamen Zeichnungen von übermalten Porträts von Zeitgenossen ans Licht. Diese Porträts lieferten wichtige Erkenntnisse über den Kontext der Entstehung und die Datierung des Globus, Informationen, die bis dahin unbekannt waren. Im Jahr 2019 erfolgte dann die Digitalisierung und Virtualisierung sowohl des Originals als auch der Replik durch das ETH-Institut für Geodäsie und Photogrammetrie.
Im Rahmen des Projekts wurde zunächst ein digitales Basismodell durch die oben genannten Partner finanziert. Die Umsetzung übernahm die Forschungsgruppe Knowledge Visualization der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Dieser erste Schritt diente als Grundlage für die weitere Entwicklung. In einem zweiten, mehrjährigen Forschungsprojekt wird das Grundmodell nun weiterentwickelt, um den Wissenstransfer sowohl innerhalb der Wissenschaft als auch von der Wissenschaft zur Öffentlichkeit anzustossen. Die Herangehensweise bei der Umsetzung integriert sowohl Gamification-Elemente als auch Aspekte des Scientainments, um eine ansprechende und informative Darstellung zu erreichen.
Knowledge Visualization
Verständigung und Erkenntnis in unserer zunehmend visuell orientierten Gesellschaft werden in hohem Masse durch Bilder gesteuert, mehr denn je. Diese Bilder erregen nicht nur Aufmerksamkeit, Visualisierungen tragen auch dazu bei, Informationen begreifbarer zu machen. Sie machen komplexe Erkenntnisse und optisch undurchsichtige Zusammenhänge sichtbar. Aus diesen Gründen wird die Wissensvisualisierung immer wichtiger für Lehre, Forschung und die Öffentlichkeit.
Knowledge Visualization setzt hier an und macht Wissensinhalte mithilfe von Bildern und Animationen verständlich. Der digitale St.Galler Globus ist ein exemplarisches Projekt des Bereichs Knowledge Visualization. Weitere laufende sowie abgeschlossene Projekte des Studiengangs der ZHDK findest du hier.
Konntest du Wissensvisualisierungen bereits in deinem Unterricht einsetzen? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Lass es uns in den Kommentaren wissen!
Quellen:
ZHdK (o.J.). Virtueller St.Galler Globus. [10.7.23]
3D Globus (o.J.). St.Galler Globus 1576. [10.7.23]
ZHdK (o.J.). Fachrichtung Knowledge Visualization. [2.8.23]