Mit der ständigen Entwicklung von Technologien und der Integration von digitalen Werkzeugen in unser tägliches Leben wird die Einbindung digitaler Technologien in den Unterricht immer relevanter. Ein interessantes Projekt aus Bern hat sich genau mit diesem Thema auseinandergesetzt, insbesondere im Bereich des Englischunterrichts.

Projekthintergrund

Das an der PH Bern durchgeführte Projekt «Übersetzungsmaschinen kompetent einsetzen» unter der Leitung von Meike Raaflaub und Dr. Brigitte Reber hat sich intensiv mit der Nutzung von Übersetzungsmaschinen im Englischunterricht beschäftigt. Konkret ging es darum, ein Strategietraining für den kompetenten Einsatz von Machine Translation (MT) zu entwickeln und im Schulalltag zu testen. Das Strategietraining wurde gezielt in eine Unit des obligatorischen Lehrmittels aufgenommen, um eng an der Unterrichtspraxis zu bleiben.

Hauptziele und Vorgehen

Die Projektverantwortlichen stellten sich mehrere zentrale Fragen:

  1. Wie kann ein Strategietraining zum Umgang mit MT in ein Lehrmittel integriert werden?
  2. Welche Erfahrungen machen Lehrpersonen mit einem Strategietraining zum Umgang mit MT im Unterricht?
  3. Zu welchen Zwecken verwenden Lernende MT, wenn der Gebrauch explizit zugelassen wird?
  4. Inwieweit verändern sich aus subjektiver Perspektive von Lernenden und Lehrpersonen der Umgang mit sowie die Haltung gegenüber machine translation?
  5. Welche Gründe für das unterschiedliche Nutzungsverhalten ausgewählter Lernender können daraus abgeleitet werden?

Das gesamte Projekt basierte auf praktischen Tests und Erhebungen: Insgesamt sechs Klassen des 8. Jahrgangs setzten sich mit dem entwickelten Strategietraining auseinander und gaben wertvolles Feedback.

Wichtige Erkenntnisse 

Ein spannendes Ergebnis war, dass die Schüler*innen nicht ständig auf MT zurückgriffen, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Vielmehr vertraten sie die Haltung, dass MT ein nützliches Werkzeug sei für den Einsatz in bestimmten Bereichen wie Effizienz und Wortnachschlag. 

Zudem beeinflusste die Unterrichtsmethode der Lehrer:innen das Nutzungsverhalten: In Klassen, die mehr Wert auf Kontrolle und Quantität legten, nutzten die Schüler:innen MT eher aus Gründen der Zeitersparnis, während in autonomiefördernden Klassen Aspekte wie metalinguistic awareness (z.B. Suche nach Wortalternativen) im Vordergrund standen.

Darüber hinaus spielt offenbar das Sprachniveau eine Rolle. Während Lernende mit geringeren Kenntnissen die Übersetzungsmaschine zur Bearbeitung kompletter Aufgaben verwenden, nutzen fortgeschrittene Lernende MT lediglich für bestimmte Details, wie beispielsweise die Überprüfung eigener Texte (siehe Präsentation auf Padlet «Machine translation in the lower secondary English classroom»).

Ausblick und Relevanz 

Die Ergebnisse dieses Projekts sind nicht nur für den Englischunterricht wertvoll, sondern können auch auf andere Sprachunterrichtsbereiche übertragen werden. Die Erkenntnisse tragen dazu bei, den (Fremd-)Sprachenunterricht im digitalen Zeitalter effektiv zu gestalten und die Vorteile von digitalen Tools optimal zu nutzen.

Abschliessend ist dieses Projekt ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die digitale Transformation den Unterricht bereichern kann und wie wichtig es ist, sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen mit den richtigen Strategien auszustatten, um das Beste aus den verfügbaren digitalen Werkzeugen herauszuholen.

Interessierte können sich auf dem Padlet des Projekts weiter informieren und tiefer in die Materie eintauchen. Viel Spass dabei!

Eine Antwort auf „Übersetzungsmaschinen im Englischunterricht kompetent einsetzen“

Werde ich in naher Zukunft mal ausprobieren – danke!
Die Liste mit den Tipps resp. Anleitungsbausteinen finde ich hilfreich und denke, dass sich diese auch als kleines Plakat im Schulzimmer eignen.
Das Beispiel mit der schlechten Übersetzung verdeutlicht sehr schön, was alles schieflaufen kann und sensibilisiert S*. Entsprechend verwundert es mich deshalb nicht, dass nicht einfach alles der Einfachheit halber übersetzt wird mit DeepL und Co, sondern die S* gezielt nach Alternativen suchen, was sie anpassen könnten. Ich finde die Heranführung an die Fehler der Übersetzungsmaschinen sehr schön, sodass die S* dies im Selbststudium selber erfahren und ausprobieren können, worauf sie sich vermehrt achten sollten. Diese Sensibilisierung kann evtl. sogar weiter ausgebaut werden, wenn in anderen Fächern ChatGPT etc. verwendet werden sollen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Adresse

PHBern
Netzwerk Digitale Transformation
Think Tank Medien und Informatik
CH-3012 Bern

Kontakt

ttim@phbern.ch
+41 31 309 28 95