In einer Welt, die von immer schnelleren technologischen Fortschritten geprägt ist, stehen wir ständig vor der Herausforderung, diese neuen Werkzeuge effektiv in unser tägliches Leben zu integrieren - und das gilt insbesondere für den Bildungsbereich. ChatGPT und weitere Textgeneratoren sind solche Werkzeuge. Wie kann ein sinnvoller und nachhaltiger Einsatz dieser KI-Tools gestaltet werden?

Die grosse Aufruhr um Textgeneratoren wie ChatGPT hat sich etwas gelegt und beinahe scheint es schon so, dass Menschen einen für sich passenden Umgang mit der KI gefunden hätten. Wohin die Reise mit ChatGPT & Co. tatsächlich geht und inwiefern die KI-Anwendungen reguliert werden müssen, ist bis anhin teilweise noch unklar und wird diskutiert. Das Europaparlament möchte allerdings Künstliche Intelligenz (KI) strikter regulieren und insbesondere hochriskanten Anwendungen Grenzen setzen. Währenddessen ist ChatGPT in Italien wieder verfügbar, die Firma OpenAI hat die Auflagen der italienischen Datenschutzbehörden erfüllt.

Auf jeden Fall kann niemand von uns behaupten, die zukünftigen Auswirkungen der KI zu kennen. Einige behaupten, dass die Menschheit endlich einen technologischen Fortschritt hervorgebracht hat, der zu Massenarbeitslosigkeit führen wird (was bei den meisten technologischen Fortschritten behauptet wird, aber bisher noch nicht eingetreten ist, während andere dies als ein Werkzeug sehen, das erstaunliche, konstruktive Funktionen wie die Verringerung der sozioökonomischen Ungleichheit, die Vorhersage von Naturkatastrophen und … die Verbesserung der Bildung haben wird.

Doch welcher Umgang mit ChatGPT & Co. soll in der Schule gelehrt werden? Welcher Umgang ist sinnvoll und nachhaltig und befähigt Schüler*innen zu kritischem Denken anstelle zur undifferenzierten Wiedergabe?

 

Blog Lernhacks

Anregungen für eine mögliche Anwendung von ChatGPT im Unterricht stellt die lernhacks GmbH übersichtlich in der nachfolgenden Grafik dar. ChatGPT wird als Lernwerkzeug angesehen, wessen Potential fast unbegrenzt ist. In Form von sechs einfach Nutzungsweisen, stellen sie Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT im Unterricht vor: Übersetzen, Zusammenfassen, Vergleichen, Verbessern, Korrigieren, Prüfen. Einige Anregungen stammen aus der Mini-Serie der New York Times: «How to become an expert on A.I.»

Die Autor*innen welche sich mit dem Einsatz von ChatGPT in Bildungsinstitutionen auseinandersetzen, sind sich in den konsultierten Artikel einig darüber, dass der Textgenerator nicht verbietet werden soll. Erstens wird es unglaublich schwierig sein, die Nutzung dieser Technologie zu unterbinden. In grossem Tempo kommen immer neuere Textgeneratoren auf den Markt, erst letzte Woche lanciert Google seine neue KI «Bard» in 180 Ländern. Zudem werden neue KI-Technologien immer mehr in bestehenden Anwendungen integriert, beispielsweise möchte Microsoft  zusätzliche KI-Tools in Word einbetten (siehe Microsoft 365 Copilot)

Zweitens würde der Versuch, den Einsatz von leicht zugänglichen Technologien zu kontrollieren, unglaublich viel Ressourcen verbrauchen.

Drittens, sei es für den langfristigen Erfolg mit Sicherheit besser, Schüler*innen und uns selber über KI aufzuklären. Schüler*innen und Studierende müssen dabei unterstützt werden, die leistungsstarke Technologie zu verstehen und sie sinnvoll und reflektiert zu nutzen. Institutionen, die versuchen KI-Anwendungen zu verbieten, fördern den heimlichen Einsatz von KI und würden folglich nicht wissen, wie die Studierenden sie nutzen oder missbrauchen. 

Mit Schüler*innen und Studierenden darüber sprechen

Es darf nicht vergessen werden, dass die Entwicklungen rund um KI meist nicht nur für die Schüler*innen und Studierenden neu sind, auch für das Lehrpersonal sind viele KI-Anwendungen Neuland. Dieser Fakt bietet eine optimale Grundlage um in offener Art und Weise mit den Schüler*innen und Studierenden ein Gespräch darüber zu führen, inwiefern die neue Technologie eingesetzt werden kann und welche Herausforderungen sie mit sich bringt.

Meier zeigte in einer Weiterbildung für Lehrpersonen anhand der übersichtlichen Darstellung auf, wie sich Bildungswelten in der ersten sowie zweiten Welle der Digitalisierung veränderten bzw. verändern. 

 

Wellen der Digitalisierung (Quelle: Darstellung von Christoph Meier, 2023 nach Seufert 2022)

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Der Blogpost «Leveraging ChatGPT: Practical Ideas for Educators» und «For Educators, ChatGPT Poses Big Questions—and Big Possibilities» stellen weitere Möglichkeiten vor, wie ChatGPT in der Bildung eingesetzt werden kann. Ein Beispiel könnte folgendermassen aussehen:

Aktivität: 

Wähle ein kontroverses Thema und bitte ChatGPT, einen kurzen Aufsatz mit Quellenangaben zu schreiben.

Dann sollen die Schüler*innen / Studierenden…

  1. Die von ChatGPT aufgestellten Behauptungen und verwendeten Referenzen überprüfen. (Wie vielen Nutzenden zunehmend bewusst wird, neigt das Programm dazu, Fakten- und Zitierfehler zu machen).
  2. Die Aussagen dem politischen Spektrum zuordnen und/oder überprüfen, ob sie eine politische Tendenz aufweisen.
  3. Ein Gegenargument schreiben.
In dieser Weise lernen die Schüler*innen / Studierenden einerseits das KI-Tool kennen und setzen sich zeitgleich intensiv mit dem Output auseinander. Sie lernen dabei, über die generierten Texte kritisch nachzudenken und entdecken Grenzen der KI-Tools. 
 
Habt ihr bereits Erfahrungen beim Einsatz mit KI in der Bildung? Wie reagieren Schüler*innen /Studierende auf Textgeneratoren wie ChatGPT? Inwiefern sind sie in der Lage kritisch über die neusten Entwicklungen nachzudenken?

4 Anworten auf „Revolution im Klassenzimmer: ChatGPT & das Lernen“

Ich habe im Unterricht bereits Erfahrungen mit ChatGPT gemacht. Die SuS sollten einen Vortrag vorbereiten und haben sich den Text von ChatGPT schreiben lassen. Man hat dem Text jedoch sofort angemerkt, dass er nicht von 8. Klass SuS geschrieben worden sein kann.

Die SuS nutzen ChatGPT sehr oft, um Schreibaufträge zu lösen oder Informationen, welche sie im Internet suchen sollten direkt auf ChatGPT zu suchen. Die Komplexität der Texte oder die Informationen, welche ChatGPT ihnen gibt sind meist zu komplex, sodass sie sie nicht verstehen und einfach nutzen, ohne darüber nachzudenken. Daher kann man die Texte auch als ChatGPT Texte erkennen.

Ich denke jedoch, dass die SuS mit der Zeit auch die Fähigkeit haben werden, den Text zu vereinfachen, sodass sie ihn verstehen. Wenn dies der Fall sein sollte, finde ich den Einsatz von ChatGPT in der Schule nicht schlecht. Die SuS müssen auf die Vor- und Nachteile hingewiesen werden und sensibilisiert werden.

Liebe Julia
Danke für deinem Kommentar zum Blogbeitrag. Sehr spannend, hast du ChatGPT mit den Schüler*innen ausprobiert. Ich denke, du triffst die Herausforderung mit dem Einsatz von ChatGPT im Unterricht auf den Punkt: Das blosse Generieren von Texten reicht nicht aus. Das anschliessende Nachbearbeiten, Auseinandersetzen und Hinterfragen der generierten Texte ist unerlässlich. Damit Texte einfacher verständlich werden, lohnt sich ein Abstecher ins «Prompt Engineering» zu wagen – siehe unseren Blogpost dazu: «Prompt Engineering – Mit künstlicher Intelligenz zum perfekten Text». Viel Spass weiterhin beim Ausprobieren!
Liebe Grüsse Team Trendscouting

Ich fand diesen Artikel sehr spannend und denke, dass ich die Informationen für mich selbst oder aber auch für meinen zukünftigen Unterricht verwenden kann.

Liebe Julia
Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut uns sehr zu hören, dass dir unser Artikel gefällt und du Inhalte davon für deinen Unterricht nutzen kannst.
Liebe Grüsse Team Trendscouting

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