Der sechste ‘Global Education Monitoring Report’ der UNESCO wurde veröffentlicht und dient als wertvolle Ressource für bildungspolitischen Dialog. Der Bericht mit dem Titel ‘Technology in education: A tool on whose terms?’ behandelt wichtige Aspekte des Einsatzes von Technologie.

Die Rolle der Technologie in der Bildung

Der Einsatz digitaler Technologie hat das Bildungswesen stark verändert. Allerdings bleibt die Frage offen, ob Technologie alle Bildungsfragen lösen kann, da die Anwendung je nach Gemeinschaft, Bildungsniveau und wirtschaftlichem Status eines Landes variiert. Der ‘Global Education Monitoring Report’ der UNESCO (2023) fordert dazu auf, die Technologie im Bildungsbereich sorgfältig zu evaluieren und so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen der Lernenden gerecht wird. Technologien sollen die menschliche Interaktion ergänzen, aber nicht ersetzen. Zudem muss der Fokus auf Lernerfolge liegen. Der Einsatz von Bildungstechnologie soll auf Lernergebnisse ausgerichtet sein und nicht nur auf digitale Inputs. Ein übermässiger Gebrauch von ICT kann die Leistungen von Schüler*innen auch negativ beeinflussen.

Lehrkräfte und Technologie

Immer mehr Länder nutzen die Vorteile, die sich aus der Anwendung von Technologie zur Verbesserung der beruflichen Entwicklung von Lehrkräften ergeben. Dies macht Sinn, denn es beseitigt Barrieren, ist kosteneffizient und fördert die Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen in Bezug auf verbesserten Unterricht. Als Beispiel wird die Verwendung von Audio- und Videoressourcen in Kombination mit gedruckten Arbeitsbüchern in Sierra Leona genannt, um das Potenzial der Technologie in der Pädagogik zu nutzen. Eine Veränderung erfordert jedoch auch innovationsbereite Lehrpersonen und Schulleiter. Ausserdem benötigt es datenkompetente Personen, was laut UNESCO, häufig nicht der Fall ist. Es zeigt sich, dass viele Lehrpersonen sich oft unvorbereitet und unsicher im Umgang mit Technologie fühlen. Viele Länder haben keine Standards zur Entwicklung von ICT-Fähigkeiten für Lehrpersonen.

Herausforderungen und Chancen

Der rasche Wandel in der Technologie setzt die Systeme auch unter Druck, sich anzupassen. Die Technologie entwickelt sich schneller als erwartet und selbst in wohlhabenden Ländern verwenden nur etwa 10% der 15-jährigen Schüler digitale Geräte für mehr als eine Stunde pro Woche in Mathematik und Naturwissenschaften. Das steht im Widerspruch zur Notwendigkeit, digitale Fähigkeiten zu fördern. Universitäten und Hochschulen hat die Technologie am schnellsten angenommen, was die Rolle von Bildungseinrichtungen verändert. In diesem Zusammenhang werden auch interaktive Whiteboards und digitale Lernspiele diskutiert, welche die Motivation der Schüler*innen fördern können. Interaktive Whiteboards können Lernende unterstützen und das Lernen fördern, es ist jedoch abhängig von der Lehrperson. Spiele können Schüler motivieren, das Spiel zu beginnen und länger zu lernen. Eine systematische Überprüfung von 43 Studien zu digitalen Lernspielen im Mathematikunterricht ergab eine größtenteils positive Auswirkung auf die Wissensaneignung, kognitive Fähigkeiten und die Motivation zum Mathematikstudium. In Brasilien führte ein auf Spielen basierender Ansatz zur Verbesserung der Rechenkenntnisse bei Grundschülern zu positiven Ergebnissen, die auch ein Jahr nach der Bewertung anhielten.

Ungleichheiten

Der Bericht zeigt, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Länder keine festgelegten Standards für digitale Fähigkeiten haben. Menschen mit höherem Bildungsniveau nutzen tendenziell häufiger informelle Lernmöglichkeiten von digitalen Fähigkeiten z.B. durch Selbstudium, Online-Kurse, Tutorials oder durch den Austausch mit anderen.

Regulierung und Risiken – Datenschutz und KI

Aufgrund mangelnder Aufsicht über die Regulierung dieser neuen Technologien kann die Sicherheit der Kinder gefährdet sein. Öffentliche Behörden haben teilweise Schwierigkeiten, private Akteure zu regulieren. Es besteht Bedarf an Regulierung bezüglich Datenschutz und Sicherheit. Die Datenschutzgesetze stecken in vielen Ländern noch in den Anfängen. Eine ungleiche Verteilung des Internetzugangs trägt zu dieser Ungleichheit bei. Technologische Zugänge werden vorwiegend von bereits privilegierten Gruppen genutzt, selbst unter denen, die über die erforderliche Infrastruktur verfügen.

KI ist die neueste Technologie mit dem Potenzial, die Bildung zu revolutionieren. Je raffinierter die Algorithmen werden, desto besser werden die Ergebnisse. Die Auswirkungen auf die Bildung sind gross und haben das Potenzial, die Bildung neu zu gestalten. Die Auswirkungen von KI birgt auch Risiken und Bedenken, welche berücksichtigt werden müssen. Ob und wie KI in der Bildung eingesetzt wird, ist eine offene Frage. Ein ausgewogener Lehrplan, der sowohl technologiebezogene als auch menschliche Kompetenzen fördert, ist von großer Bedeutung. Ein ausgewogener Lehrplan verbessert die Stärkung der Verantwortung, Empathie, Kreativität und Zusammenarbeit und verbessert auch in technologiebezogenen Bereichen (ohne, dass Lehrpersonen einfach ersetzt werden).

Zusammenfassung

Der Bericht zeigt insgesamt, dass Bildungstechnologie sowohl Chancen als auch Herausforderungen bietet und sorgfältige Planung erfordert. Die rasante Entwicklung von Technologie erschwert die Bewertung, und die meisten Erkenntnisse stammen aus wohlhabenden Ländern. Technologie ermöglicht Bildung für Millionen von Menschen, aber viele werden ausgeschlossen, insbesondere die ärmeren und schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen.

"[The report is] calling for decisions about technology in education to prioritize learner needs after assessment of whether its application would be appropriate, equitable, evidence-based and sustainable"

Hinweis

Am 24. Oktober 2023 findet in Bern, Schweiz, von 12:00 bis 17:00 Uhr die Einführung des Berichts zu Technologie und Bildung statt. Der Event findet hybrid statt. Es ermöglicht den Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen und den Austausch von Erfahrungen mit Bildungsexperten aus der Schweiz und der ganzen Welt. Das Programm umfasst eine Mittagspause, die Vorstellung des Berichts, parallele Workshops und Networking. Interessierte können sich hier registrieren, um teilzunehmen.

Quellen

UNESCO. (2023). Global Education Monitoring Report: Technology in Education: A Tool on Whose Terms? 

UNESCO. (2023). Launch of the 2023 GEM Report: Switzerland. UNESCO Global Education Monitoring Report.  

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