In der zweiten Ausgabe der Studie des Digital-Radar Schweiz wurden rund 1007 Bewohner*innen im Alter ab 18 Jahren befragt. Im Oktober 2022 untersuchte das Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich die Haltung gegenüber der fortlaufenden Digitalisierung im Alltag bei Bewohner*innen der Deutsch- und Westschweiz. Zudem erfasste das Institut deren wahrgenommene Vor- und Nachteile systematisch.
Ergebnisse der 2. Ausgabe
Im Vergleich zur ersten Ausgabe der Studie im Januar 2022 zeigt sich, dass die Beurteilung der Vorteile digitaler Technologien leicht gesunken ist. Die jüngere, besser ausgebildete und höher verdienende Bevölkerung steht generell positiver zu digitalen Technologien. Als Hauptvorteile werden der Zugriff auf Wissen und Inhalte, die Kommunikation und die Zusammenarbeit genannt. Die größten Bedenken bestehen hinsichtlich der Überwachung durch Technologien, des Datenschutzes und der Abhängigkeit von IT und Internet.
Die Studie zeigt auch, dass das Interesse und die Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenzen im Bereich digitaler Technologien etwas zurückgegangen sind. Schulen und Hochschulen werden als geeignetste Institutionen angesehen, um die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung zu erhöhen. Es besteht die Gefahr, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen in Bezug auf digitale Kompetenzen abgehängt werden, insbesondere in Bezug auf Bildung und Einkommen. Lebenslanges Lernen, Offenheit für Neues, technisches Verständnis und Kommunikationsfähigkeiten werden als wichtige Kompetenzen für das digitale Zeitalter betrachtet.
«Generell kann gesagt werden: Je höher die Bildung und je höher das Haushaltseinkommen, desto höher das Interesse am Erlernen von digitalen Technologien.»
Ungleichheiten nach Alter, Bildungsstand und Einkommen
Bei fast einem Viertel (23%) der Befragten mit geringer Bildung herrscht die Meinung vor, dass ihre eigenen digitalen Fähigkeiten eher oder sehr schlecht sind (bewertet mit den Skalenwerten 1 und 2). Im Vergleich dazu sind es nur etwa ein Sechzehntel (6%) der gut Gebildeten, die diese Einschätzung teilen. Zudem geben mehr als ein Viertel (27%) der Personen aus der niedrigsten Einkommensklasse (<4000 CHF) an, über eher oder sehr schlechte digitale Kompetenzen zu verfügen, während es in der Einkommensklasse über 9000 CHF nur zwei von 302 Befragten (0%) sind.
Im Verlauf des halben Jahres zwischen der ersten und zweiten Studie, haben sich die bestehenden Unterschiede in der Gesellschaft weiter verstärkt. Dies birgt die Gefahr, dass ein bedeutender Teil der Gesellschaft abgehängt wird, was sich sowohl auf das Berufsleben als auch auf das Privatleben auswirkt. Es stellt sich die Frage, wie diese Unterschiede vermindert werden können.
Bildung in der Verantwortung
Die Unterschiede in der eigenen Einschätzung der eigenen digitalen Kompetenzen sind je nach Alter, Bildungsstand und Einkommen teilweise beträchtlich.
Schulen und Hochschulen werden von mehr als zwei Fünfteln (44%) der Befragten als die am besten geeigneten Institutionen angesehen, um die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung zu verbessern. Etwa etwas mehr als ein Viertel (26%) gibt den Staat bzw. die öffentliche Verwaltung als Hauptakteur an, während knapp ein Fünftel (19%) der Meinung ist, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst den größten Beitrag leisten können. Unternehmen bzw. Arbeitgeber belegen den vierten Platz in der Rangliste (13%).
Bildungsgerechtigkeit in einer digitalen Gesellschaft
Jana Heinz thematisiert in der Publikation «Bildungsgerechtigkeit in einer digitalen Gesellschaft» das Problem der Bildungsungleichheiten in der digitalen Gesellschaft.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass in einer digitalen Gesellschaft Bildungsgerechtigkeit nur dann erreicht werden kann, wenn gleiche Chancen zum Erwerb von Kompetenzen, insbesondere von Schlüsselkompetenzen in Schulen, gewährleistet sind. Es ist besonders wichtig, dass Kinder aus weniger privilegierten Familien zusätzliche Unterstützung erhalten. Die Realisierung von Bildungsgerechtigkeit in einer digitalen Gesellschaft ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die sensibilisierte Akteure erfordert, die sich mit den Ursachen von Bildungsungleichheiten intensiv auseinandersetzen. Zudem sind umfassende gesellschaftliche Strukturen auf verschiedenen Ebenen erforderlich, um Bildungsungleichheiten effektiv zu reduzieren.
Wo siehst du die Probleme? Wie kann Bildungsgerechtigkeit in Bezug auf die Digitalisierung durch alle Schulstufen hindurch erreicht werden?
Quellen:
Heinz, J. (2023). Bildungsgerechtigkeit in Einer Digitalen Gesellschaft.
Peter, M.K., Rozumowski, A.V., Lindeque, J.P., Mändli Lerch, K. & Strohm, V. (2023). Digital-Radar Schweiz – Monitor Bank WIR 2023.