Für Frey ist klar, dass zum heutigen Zeitpunkt noch niemand wirklich den Code für die Bildung der Zukunft geknackt hat. Er ist aber überzeugt davon, dass maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz vermehrt in der Bildung eingesetzt wird und sich diese Entwicklungen beschleunigen werden. Frey geht nicht so weit zu behaupten, dass Bildungsroboter die traditionelle Schulbildung vollständig ersetzen werden. Er sieht sie eher als eine Ergänzung, vielleicht als eine Art Nachhilfelehrer. Wenn ein Kind Schwierigkeiten mit Algebra hat, könnte ein Roboter während der Hausaufgabenzeit oder am Wochenende Hilfe anbieten.
Seine Vision beinhaltet Online-Bots, welche die Stärken und Schwächen von Schüler:innen erkennen und eine Reihe von Algorithmen verwenden, um den Unterricht entsprechend anzupassen. Untersuchungen haben ergeben, dass diese personalisierte Methode zu den effektivsten Methoden gehört, um die Gesamtleistung der Kinder zu verbessern.
Bildungsroboter
Gemäss Prognosen, wird sich der Markt für Bildungsroboter in den kommenden Jahren massiv vergrössern. Die Nachfrage nach kollaborativen Robotern wachse in der Bildung sowie Industrie. Aber was ist das Besondere an diesen intelligenten Maschinen? Roboter in Schulen und Universitäten können als aufmerksame Mentoren dienen und Schüler:innen, sowie Lehrpersonen zu einem interaktiveren Unterricht verhelfen.
Sabine Seufert ist Professorin im Management von Bildungsinnovationen an der Uni St.Gallen und setzte den Roboter „Lexi“ zum ersten Mal versuchsweise in einer Univorlesungen ein. Einfache Hilfsaufgaben konnte der mit Künstlicher Intelligenz ausgestattete «Lexi» bereits ausführen. Derzeit forscht die Universität an weiteren Einsatzmöglichkeiten. Seufert ist der Überzeugung, dass der Einsatz eines Chatbots als Tutor, zum Beispiel im Sprachunterricht, wo viele Wiederholungen nötig sind, besonders hilfreich wäre.
Der Forscher Francesco Monada ist Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und leitet das Zentrum für Lernwissenschaften (LEARN). Er entwickelte einflussreiche Mini-Roboter: „Knepera“ erobert die Wissenschaft, während „Thymio“ für die Bildungswelt konzipiert wurde. Monada ist der Meinung, dass Roboter das Potenzial haben, die klassische Unterrichtsform aufzubrechen und das Interesse der Schüler:innen zu wecken vermögen. Zudem ist er der Überzeugung, dass mithilfe der Mini-Roboter, Schüler:innen bereits früh lernen, über die Chancen und Gefahren von Technologie nachzudenken.
Humanoide Bildungsroboter: Die Zukunft der Bildung
Die Schweiz befinde sich bezüglich Einsatz von Robotern in der Bildung im Hintertreffen, Robotik als Werkzeug würde noch zu wenig eingesetzt. In einem Anwendungsbereich nehme die Schweiz allerdings eine Vorreiterrolle ein. Das Projekt Avatar Kids setzt sich für Kinder ein, die aufgrund einer schweren Krankheit über längere Zeit im Spital bleiben müssen. Das Projekt sorgt dafür, dass Langzeit-Patient:innen in der Schulklasse integriert bleiben.
Im Beispiel des siebenjährigen Jonas, welcher an Leukämie erkrankte, besucht der Roboter NAO anstelle Jonas den Schulunterricht. Auf NAO’s Kopf ist ein Smartphone befestigt, auf dem per Video-Telefonie Jonas zugeschaltet wird. Jonas kann vom Krankenhaus aus, den Roboter mithilfe eines Tablets steuern und so im Unterricht aufstrecken, den Kopf schütteln sowie an den Aufgaben aus dem Klassenzimmer mitarbeiten.
«Pepper» und «NAO»
Zwei humanoide Roboter die sich für den Einsatz in der Bildung eigenen, sind „Pepper“ und „NAO“. Dank ihrer menschenähnlichen Verhaltensweise und ihrer moderaten Grösse, fangen sie blicke ein und es fällt leicht, eine emphatische Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die Roboter werden als perfekte Assistierende von Pädagog:innen beschrieben, um im Einzelunterricht oder in kleinen Gruppen eingesetzt zu werden. Die Roboter brillieren dank ihrer visuellen und intuitiven Benutzeroberfläche und erleichtern dadurch die Handhabung. Zudem fördern sie die Eigenmotivation von Lernenden dank den massgeschneiderten und flexiblen Lernprogrammen.
Neben der Unterstützung beim Aufbau von fachlichen Kompetenzen, fördere ein Roboter ebenfalls die Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen. Aus diesem Grund werden sie im inklusiven Unterricht eingesetzt, beispielsweise bei Schüler:innen mit Autismus-Spektrum-Störungen, emotionalen Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten.
Zukunftstrend Roboter in der Bildung
Am Einsatz von Robotern in der Bildung wird fleissig geforscht und getüftelt. Bis anhin kristallisiert sich in den Beiträgen heraus, dass die Roboter in naher Zukunft die Lehrpersonen wohl nicht so schnell ersetzen werden. Roboter bieten allerdings vielerlei Vorteile: Einerseits werden Lehrpersonen entlastet und anderseits ermöglichen Roboter Lernangebote, angepasst auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden.
Projekte wie Avatar Kids zeigen Ansätze auf, wie die Fortschritte der Technologie sinnvoll Eingang in die Gesellschaft finden. Spannend wird es sein, zu verfolgen, wie Roboter sonst noch in der Bildung eingesetzt werden und welche Vorteile daraus entspringen. Das Wissensmagazin «Einstein» widmet einen gesamten Beitrag dem Thema: «Die Zukunft der Schule – Roboter statt Lehrer:innen?» Was glaubst du? Was haltest du von diesem Trend und in welchen Bereichen kannst du dir vorstellen von Robotern zu lernen?
Quellen:
Genner, S (2020). Ein Robotik-Pionier baut Brücken. [18.9.22]
Ibrahim, S u. Raaflaub, C. (2021). Robots in schools: new teaching methods on the horizon?[18.9.22]
Raaflaub, C.(2021). Roboter werden Lehrpersonen nicht ersetzen – vorerst.[18.9.22]
ReportLinker (2022). Educational Robot Market by Type, Component, Education Level – Global Forecast to 2027. [18.9.22]
SoftBank Robotics (o.J.). Pepper und NAO, Roboter für die Bildung. [18.9.22]
Weller, C. (2017). The largest internet company in 2030? This prediction will probably surprise you.[18.9.22]