In dem früheren Blog-Beitrag "Kritik am Metaverse" wurde das Metaverse bereits kritisch betrachtet und unter die Lupe genommen. Nicht alle Menschen sind von der Vision überzeugt, einen digitalen Raum zu eröffnen der immersives Eintauchen ermöglicht. Für andere ist das Metaverse schon lange keine Vision mehr, sondern bereits in vollem Gange. Nichtsdestotrotz müssen wir uns gut überlegen, wie wir mit einem möglichen Metaverse umgehen möchten.

Mit dem Metaverse ist ein digitaler Raum gemeint, der aus einem Zusammenspiel aus physischer Realität, virtueller Realität und erweiterter Realität besteht. Seit dem Herbst 2021 als Mark Zuckerberg seine Idee von einem Metaverse lancierte, ist der Begriff in der breiten Masse angekommen. Bereits dann wurde Kritik an einem Metaverse laut und als «Dystopian Nightmare» beschrieben. 

Mittlerweile hat Meta bereits über 15 Milliarden Dollar in Metaverse-Projekte investiert. Tatsächlich sind sich Expert:innen unsicher, ob sich die Investitionen in das Metaverse tatsächlich lohnen, da der Aufbau einer gänzlich neuen digitalen Welt enorme Forschungs- und Entwicklungskosten mit sich bringe. 

Ein Blick in die Analyseplattform Wemeta zeigt auf, dass der anfängliche Hype sich legt. Die erwartete Nutzer:innenzahlen würden nicht erreicht und auch die Preise für digitales Land seien drastisch gesunken. 

Vorsicht vor dem Metaverse 

Louis Rosenberg ist ein Pionier in den Bereichen Augmented Reality, Virtual Reality und künstlicher Intelligenz. Er promovierte in Stanford, erhielt über 300 Patente für VR-, AR- und KI-Technologien und gründete eine Reihe erfolgreicher Unternehmen, darunter Unanimous AI, Immersion Corporation, Microscribe und Outland Research. 

Rosenberg warnt vor den möglichen Auswirkungen eines Metaverse ohne Regulationen. Würde das Metaverse nicht reguliert, könne es zum bisher gefährlichsten Überzeugungsinstrument werden. Er bekräftigt zwar die Sicht, dass das Metaverse für die Menschheit durchaus positiv sein könne, aber nur wenn die möglichen Probleme einer digitalen Welt bedacht und diskutiert würden. Als Negativbeispiel nennt er die Sozialen Medien, welche ungeahnte Probleme mit sich brachten, deren Schäden nur noch schwer rückgängig gemacht werden können. 

Im Beitrag von SRF Impact geht die Journalistin der Frage nach, was das Metaverse überhaupt ist und wie gross die Chance ist, dass unsere Zukunft im Metaverse stattfindet. 

Während ihrer Recherche tauch die Journalistin mithilfe einer VR-Brille ins Metaverse VRChat ein. Dabei macht sie mit anderen Besucher:innen des Metaverse nicht nur positive Erfahrungen. Einige Erfahrungen im Metaverse beschreibt sie als grenzüberschreitend und haben die Jorunalistin schockiert. Teilweise kam es ihr vor, als bewege sie sich in einem rechtsfreien Raum (ab 8:38 min). 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz) recherchierte im April 2022 ausführlich zum Metaverse und stellt die Ergebnisse übersichtlich und informativ im Artikel «Leben wir bald im Metaverse?» dar. 
 
Das Potenzial von Metaversen wird beleuchtet, sowie auch deren Risiken aufgezeigt. Darin kommt der Autor auf das Thema der Rechtsfreiheit zu sprechen. Er weist darauf hin, dass definiert werden muss, welche Regeln in einem Metaverse gelten. Hinter jedem Avatar, der sich in der digitalen Welt bewegt, steckt letztlich ein Mensch. In den vergangenen Jahren wäre bereits eindrucksvoll gezeigt worden, wozu Menschen im Internet fähig sind und verweist auf Kommentarspalten und Postfächer auf Medienplattformen. 

Die Forscherin Mengchen Dong am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, sagt dass das Verhalten der Menschen in den digitalen Räumen noch nicht ausreichend erforscht sei. Das Metaverse sei eine Erweiterung der sozialen Realität, weswegen man davon ausgehen könne, dass bestehende Phänomene der Diskriminierung und Ungleichheit höchstwahrscheinlich auch im Metaversum reproduziert werden. Aus diesem Grund sei es wichtig, die Regeln und Normen möglichst früh zu diskutieren und zu testen, auch auf wissenschaftliche Art und Weise. 

Teilweise hoffe man auf Selbstregulierung. Negative Schlagzeilen rund um das Metaversum «Horizon Worlds» des ehemals Facebook-Konzern «Meta», konnte sich Mark Zuckerberg nicht leisten und hat nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung auf seiner Metaverse-Plattform schnell reagiert und einen Mindestabstand zu anderen Avataren eingeführt. 

Man hofft, diese Probleme schnell in den Begriff zu bekommen, da man auf den Erfahrungen im Umgang mit Negativbeispielen aus Kommentarspalten und Postfächern aufbauen könne. Trotzdem ist das Erlebnis in Metaversen intensiver, da Personen durch den Einsatz von VR-Brillen komplett in digitale Welten eintauchen. 

Immersives Erlebnis intensiviert positive sowie negative Erfahrungen 

Im Artikel «Mind control: The metaverse may be the ultimate tool of persuasion» weist Rosenberg darauf hin, dass mit dem Aufsetzen des Headsets und dem Eintauchen ins Metaversum, die virtuelle Welt wohl mehr auf den Menschen einwirkt als umgekehrt. Sobald die Menschen zu Bewohner:innen einer künstlichen Welt würden, die von einer dritten Partei betrieben wird, kann das Verhalten in Echtzeit überwacht und beeinflusst werden: Eine ziemlich gefährliche Situation. 

Um sich vor diesem Szenario zu schützen, müssen Branchenführer:innen, Politiker:innen und Entscheidungsträger:innen Massnahmen ergreifen, indem sie rechtliche Schutzmassnahmen einführen, Industriestandards fördern und den Verbrauchern immersive Rechte garantieren, bevor Plattformen Geschäftsmodelle einführen, die für die Öffentlichkeit gefährlich sind.

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