In den Anfängen der Corona-Pandemie musste es schnell gehen. Die Bildungsinstitutionen stellten innerhalb weniger Tage den Unterricht auf Online-Unterricht um. Mittlerweile kehrten die Lernenden in die Schulen zurück und Online-Unterricht wird dort eingesetzt, wo es sinnvoll erscheint.

Mit der Entwicklung der Corona-Pandemie hat sich auch der Online-Unterricht weiterentwickelt. So wechselten Hochschulen teilweise von einem emergency remote teaching zu intentional online courses – von einem reaktiven Online – Unterricht zu einer proaktiven Online-Unterrichtsgestaltung.

Auf dem Weg vom reaktiven zum proaktiven Online-Lernen in der Hochschulbildung müssen wir zwischen Fernunterricht in Notfällen und beabsichtigten Online-Kursen unterscheiden. Ersteres führte zu vier weit verbreiteten Missverständnissen über Online-Lernen.

1. Mythos: Lehrende können Lernenden keine Gruppenarbeiten auftragen

Die Forschung zeigt, dass die Interaktion in Online-Kursen zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl sowie zu «besseren akademischen Leistungen» und «höheren Verbleibsquoten» führen kann. Interaktionen in Online-Unterricht gibt den Lernenden die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Lernenden mit verschiedenen Hintergründen. Ausserdem können interpersonale Fähigkeiten gestärkt und der persönliche Horizont erweitert werden.

Mögliche Lösungen: Gruppendiskussionen und Gruppenprojekte durchführen, für kollaboratives Arbeiten Google Docs nutzen.

2. Mythos: Lehrende müssen in einem synchronen Format lehren, damit die Lernenden den Stoff erlernen können.

Anstatt sich ausschließlich auf vorlesungs- und/oder diskussionsbasierten Unterricht zu konzentrieren, können Lehrkräfte damit beginnen, Aufgaben einzubauen, die es den Studierenden ermöglichen, die ihnen gegebenen Antworten kritisch zu analysieren und alternative Lösungen anzubieten. So können mit passenden Aufgabenstellungen zwei zunehmend wichtige Kompetenzen «Problemlösen» und «Kritisches Denken» geübt werden. Aufträge, die das Problemlösen fördern, führen ausserdem zu mehr Zusammenarbeit und bieten mehr Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten.

Mögliche Lösungen: Mehrstündige Vorlesungen mit 5-10-minütigen Videos ersetzen, Lernende fragen, mit welchen Punkten des Stoffes sie noch Mühe haben.

3. Mythos: Es gibt keine Aha!-Momente im Online-Unterricht

Aha!-Momente gibt es nicht nur im synchronen Unterricht selbst, sondern auch während der Reflexion der Lernenden des Stoffes.

Mögliche Lösungen: Lernjournal führen, wo die Lernenden ihr Lernen reflektieren können, Kontakt zu Lernenden pflegen, um Fortschritte zu erfassen, Video-Diskussions-Boards durchführen.

4. Mythos: Lehrende können online weniger Stoff lehren als im Präsenzunterricht.

Für erfolgreichen Online-Unterricht kann nicht einfach derselbe Stoff wie offline vermittelt werden. Online-Unterricht benötigt andere pädagogische Vorgehen. Das Planen und Vorbereiten von Inhalten für Online-Unterricht ist zeitaufwendig – aber mit dem richtigen Vorgehen und dem entsprechenden Mindset birgt Online-Unterricht dasselbe Potenzial wie Offline-Kurse.

Mögliche Lösungen: Zentrale Kurslernziele festlegen und die einzelnen Online-Unterrichtseinheiten spezifischen Zielen zuordnen. Dafür kann auch visual brainstorming mit Softwares wie Lucidchart genutzt werden.

Fazit

Während auf Hochschulebene der Wechsel von der Fernlehre im Notfall zu gezieltem Online-Unterricht stattfindet, müssen über best practices nachgedacht werden. Was hat gut funktioniert? Was kann beibehalten werden und wo ist es nötig Anpassungen vorzunehmen? Die vier oben aufgeführten Missverständnisse können dabei helfen, mögliche Lösungen zu diskutieren, so dass schliesslich positive und ansprechende Lernsituationen geschaffen werden, die den Studierenden Erfolg versprechen.

Quelle:

Stamper, B. (2022). 4 Misconceptions of Online Learning.  [29.8.22]

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